Vulkanisches Inselparadies Hawaii

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Oahu - Big Island - Kauai - Maui - Lanai

Aktiver Vulkanismus, fantastische Lavaflüsse, Mondlandschaften, zerklüftete Küsten, schwarze, grüne und gelbe Strände mit Palmen, türkises Wasser mit mächtiger Brandung, üppige tropische Vegetation im Nordosten und karge trockne Landschaft im Südwesten

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Vulkaninseln mitten im Pazifik

Farn in Stricklava

Oahu - erste Anlaufstelle Honolulu

xxx Die Anreise ist lang: Frühmorgens ab München mit der Bahn, mittags Abflug ab Frankfurt mit einer Stunde Verspätung, mittags Ankunft in Vancouver nach zehn Stunden Flug, rumhängen auf dem Flughafen bis abends, dann noch fünf Stunden Flug und wir treffen endlich in Honolulu ein. Die warme weiche Luft der Tropen empfängt uns. Ein Shuttle bringt uns ins Hotel nach Waikiki. Sprühregen auf der Windschutzscheibe, ein paar Lichter von Honolulu, eine Hotelrezeption, mehr kriegen wir nicht mehr mit, bevor wir todmüde ins Bett fallen.

Bei Dämmerung wachen wir auf - Kunststück, es ist ja auch schon halb sieben und wir noch leicht im Jetlag. Vor dem Frühstück laufen wir runter zum Strand um den Honolulu-Marathon anzuschauen, für die breite Masse eine Art Volkswanderung mit Happening-Charakter. Dann Frühstücken mit viel frischem Obst und ein langer Strandspaziergang am Waikiki Beach, und schon brechen wir wieder zum Flughafen auf. Ich bin froh, das dicht bebaute Honolulu zu verlassen. Waikiki Beach mit den Hotelbauten und Hochhäusern direkt am Strand sind nicht so sehr meins. Ich freue mich auf unser Zelten in den nächsten 20 Tagen und die damit verbundene Nähe zur Natur.

Big Island - wo Pele tanzt

Der Flug nach Big Island, unserer ersten Station, ist klasse. Ich erwische den letzten Fensterplatz und kann die Farben und zerfurchten Formen der Inseln bewundern, die wir überfliegen. Auf den Flug folgt noch der obligatorische Einkauf und der Transfer an die Westküste. Wo die Küstenstrasse die tief eingeschnittenen Täler kreuzt, bestaune ich die üppige tropische Vegetation. Dann verschwindet die Sonne hinter tief hängenden Wolken und wir fahren durch ein Gebiet mit grünen Wiesen, Corniferen und weidenden Rindern, eher an das Allgäu erinnernd als dass es meinen Vorstellungen von Hawaii nahe kommt. Wir zelten direkt am Meer mit Blick nach Westen. Schnell fällt die Sonne vom Himmel ins Meer und nach dem Abendessen wiegt uns der Klang der Brandung in den Schlaf.

Polulu Nach Frühstücken bei Sonne und Sprühregen mit einem Regenbogen über dem Meer als Kulisse fahren wir in den Nordzipfel der Insel, bis zum Ende der Straße. Von dort laufen wir einen steilen Pfad hinab ins Polulu Valley. Die starke Brandung schlägt an einen Strand von großen grauen Lavasteinen, das Wetter ist durchwachsen, dunkle regenträchtige Wolken werden vom Wind übers Meer gegen die Steilküste gedrückt und geben der Szenerie eine düstere Note. Über einen schlammigen Pfad erklimmen wir den nächsten Rücken, von wo sich ein prachtvoller Blick über die Küste mit den steil abfallenden Lavaklippen und der starken Brandung eröffnet. Schon während der Rückfahrt bessert sich das Wetter, am Zeltplatz ist wieder schönster Sonnenschein. Auf einmal aufgeregtes Rufen: Zwei Buckelwale schwimmen in unserer Bucht. Ganz aus der Nähe können wir beobachten, wie ihre Fontänen in die Luft schießen, sie ihre Schwanzflosse hoch aus dem Wasser heben und auch zweimal mit dem gesamten Körper aus dem Wasser schnellen und sich mit großem Platschen zurückfallen lassen. Ein Bad an einem Strand weiter im Süden rundet den Tag ab. Das Wasser ist herrlich, im Hintergrund sieht man den Fuß des Mauna Loa sich in den Wolken verlieren. Zuhause im Camp noch ein prachtvoller Sonnenuntergang und schon ist der erste wirkliche Urlaubstag zu Ende.

Puuhonua o Honaunau Santuray Es geht nach Süden entlang der Küste, vorbei an großen älteren und jüngeren Lavaflüssen. Die Landschaft ist oft karg, magrere trockene Wiesen hinab zum Meer, großflächig bedecken verdorrte gespenstig weiße Wälder die alten Lavahänge, dazwischen aber auch immer wieder plötzlich üppiges tropisches Grün - zu schnell vorbei. Wir machen einen Abstecher zum Puuhonua o Honaunau Sanctuary, ehemals königlicher wie heiliger Ort der Insulaner, aber auch jetzt ein Ort der Ruhe. Schwarze flache Lavafelsen von türkisblauem Meer umspült, dazwischen heller Sand und Palmen, abgegrenzte Bezirke umgeben von langen sorgfältig gefügten Lavamauern. Ein paar rekonstruierte Hütten und Statuen, drei Wasserschildkröten äsen friedlich in der flachen Bucht, direkt daneben hat eine Gruppe von Hobby-Aquarelllisten ihre Staffeleien aufgebaut. Nach so viel Kultur relaxen wir in der angrenzenden kleinen Lavabucht beim Schnorcheln. Gegen Abend kommen wir auf unserem nächsten Campingplatz an, wieder schön am Meer gelegen, und in der Nacht wieder das monotone Lied der Brandung.

Green Sand Beach Nach kurzem obligatorischen Stop am südlichsten Punkt der Insel und der Vereinigten Staaten laufen wir die Küsten entlang zum grünen Strand. Die Landschaft ist mehr als karg, dunkle Blocklava und roter verbackener Sand, den Charme eines Truppenübungsplatzes ausstrahlend, aber dahinter in tollem dunkelblau bis türkis die Brandung. Nach einer Stunde sichten wir die kleine Bucht, begrenzt von graugrünlichen erodierten vulkanischen Aschefelsen. Black Sand Beach Und dazwischen ein tatsächlich grün schimmernder Sandstrand, an dem prachtvoll hohe Wellen branden. Aus der Nähe wirkt der Sand noch grüner, glänzt wie grünes Gold. Die Wellen haben Olivinkristalle aus dem Lavagestein ausgewaschen, die sich in kleinen hellgelb bis grünen durchscheinenden Körnchen auf der Oberfläche des Strandes abgesetzt haben. Die Brandung ist stark, die Wellen reißen mich um, aber es macht Spaß, in ihnen und mit ihnen zu toben. Am nächsten Tag stoppen wir kurz an dem in der Nähe gelegenen schwarzen Strand. Die Gischt malt weiße Muster in rabenschwarzen Sand von einer Konsistenz wie fein gemahlenes schwarzes Glas, hinter dem Strand Palmen, eine Meeresschildkröte schwappt mit den Wellen, eine ganz besondere Stimmung.

Halemaumau-Krater in der Kilauea-caldera Am nächsten Tag verlegen wir unser Camp in den Volcanoes National Park, wo derzeit der Hot Spot tief unter dem Erdmantel für aktiven Vulkanismus sorgt. Auf der Fahrt schon stimmen mich die gewaltigen erstarrten Lavaströme, die wir kreuzen, auf das ein was uns erwartet. Die Caldera des Kilauea läßt mich noch etwas unberührt. Als wir aber direkt am Halemaumau-Krater in der Caldera stoppen, steigt meine Spannung, auf der Fahrt ans Meer über die Chain-of-Crater Road bin ich dann vollends begeistert. Wir queren jüngere Lavaströme, die sich über die Geländestufen zum Meer gewälzt haben. Die Hänge sind gestreift von den Strömen der silbrig glänzenden Stricklava und denen der rot-schwarzen stumpfen Blocklava. Am Meer haben die Lavaflüsse eine weit ausgedehnte Fläche geschaffen. Ein kurzer Stop gibt mir die erste Möglichkeit, die Stricklava aus der Nähe zu bestaunen. At Chain of Crater Road Schon auf wenigen Quadratmetern bietet sie einen faszinierenden Formenreichtum aus wulstigen Kissen, aufgeschobenen Runzeln, gedrehten Stricken, verflochtenen Tauen. Die Namensgebung Stricklava wird mir unmittelbar klar. Zwischen den gleißenden schwarzen Formen wachsen kleine hellgrüne Farne aus den Ritzen und Spalten. In den Ritzen sieht man kleine goldene Nadeln in Haarstärke, die Haare Peles, der Vulkangöttin, vom Wind zu Fäden gezogene und erstarrte Lava.

Wir fahren weiter hinab ans Meer, bis die Straße an einer Barrikade endet und ein kurzer Fußweg bringt uns an die Stelle, wo der Lavastrom die Küstenstraße gequert hat. Leider gibt es derzeit hier keine "rote", d.h. aktive Lava zu sehen. Aber schon das Erkunden dieses Stricklavastroms ist faszinierend, unzählige Formen und Filiamente gibt es zu bestaunen. Kaum kann ich mich losreißen als zur Rückkehr zu den Autos gerufen wird. Noch ein Blick auf den natürlichen Lavabogen im Meer und es geht zurück in die höheren Regionen. Als letzte Attraktion des Tages steht noch eine riesige Lavaröhre auf dem Programm, durch die wir hindurchlaufen wie durch einen S-Bahntunnel. Mindestens ebenso faszinierend wie dieses vulkanische Artefakt ist aber die umgebende Vegetation. Wir befinden uns in einem kleinen Areal von Regenwald, geprägt durch unzählige Baumfarne, die hier unter dem lockeren Blätterdach der Bäume aufs Prächtigste gedeihen.

Über das Stricklavefeld Heute endlich geht es zum Ort des aktiven Vulkanismus am Kilauea, dem Krater Pu`u `O`o. Es wird eine lange, anstrengende, aber faszinierende Tageswanderung. Der erste Teil des Wegs führt über einen 30 Jahre alten Lavafluss von Stricklava. Um uns herum glänzt die glasige Oberfläche, unter unseren Füßen klingt die zerspringende Oberfläche wie feine Glasscherben. Der Fluss bedeckt eine riesige Fläche, die Lava ist zu Hügeln aufgetürmt, wieder faszinieren die immer neuen und wiederkehrenden Formen, Kissen, welliger Stoff, gefräste Wege, Seilhaufen und verschlungene Taue. Waldstück mit Baumfarnen Dazwischen wachsen wieder die kleinen Farne und eine Art Miniaturbaumfarn, dessen Blätter sich wie Plastik anfühlen. Nur sie und kleine Exemplare der typischen rot-quastisch blühenden Bäume können hier und da in dieser feindlichen Umgebung bisher Fuß fassen. In ihrer Öde und Gewaltigkeit hinterlassen diese Lavaflüsse einen tiefen Eindruck bei mir. Teilweise schieben sich stumpf-schwarz-braune Blocklava-Ströme zwischen die Stricklava. Ich bin froh, wenn wir sie nur kurz queren müssen, da es sich extrem schlecht auf ihrer rauen unregelmäßigen Oberfläche laufen lässt.

An einem Kraterrand führt der Weg in ein Wäldchen hinein, das sich als schönster Regenwald mit tausenden der prachtvollen 3-5 Meter hohen Baumfarnen entpuppt, welche unter dem lichten Blätterdach zusammen mit einer hoch in die Bäume rankenden Farnart ideale Wachstumsbedingungen finden. An lichten stellen wachsen Orchideen und fremdartige Stauden mit langen lanzettenförmigen Blättern. Pu'u'O'o hinter dem Napua-Krater Plötzlich öffnet sich der Blick und wir stehen an einem Abgrund. Unter uns tut sich der riesige Napau-Krater auf und in der Ferne dahinter ragt der aufgeborstene Kegel des Pu'u 'O'o auf, aus dem dichter Rauch steigt. Das ist unser Ziel. Durch den Napau-Krater und über das angrenzende Aschefeld gehen wir auf den Vulkan zu. Über uns fliegen immer wieder Hubschrauber, die andere Touristen den Ort des Geschehens aus der Luft betrachten lassen. Vor dem Anstieg zum Vulkan biegen wir in Richtung eines brennenden und rauchenden Waldstückes ab, das einen fließenden Lavastrom signalisiert.

Heiße Stricklava Und dann stehen wir vor der heißen Zunge, sehen wie die vordersten Ausläufer sich langsam aber unerbitterlich in den Wald schieben um rotglühend alles auf ihrem Weg zu verzehren. Bis auf einen Meter können wir heran, die Hitze schlägt uns entgegen und hält uns auf Abstand. Es dampft, riecht nach Schwefel und anderen Ausgasungen. Die silbrig glänzende Lavaoberfläche knistert und knackt, überall platzen kleine Stücke von der Oberfläche ab. Ab und zu lässt uns ein plötzliches lautes Puffen zusammenschrecken. Wir kämpfen uns durch Dickicht und verbrannten Wald zu einer weiteren heißen Stelle, dann treten wir den Rückweg an. Die Zeit drängt und im Eilmarsch geht es zurück, wieder über die Asche, durch den Napau-Krater, in den Wald, unter Baumfarnen hindurch. Zum Abschluss queren wir wieder ein riesiges Stricklavafeld. Ich bin müde und erschöpft, aber das Feld nimmt schier kein Ende. Endlich sehen wir das Meer, noch ein kurzes Stück über Blocklava dann sind wir am Auto. Ein anstrengender aber toller Tag mit einmaligen Erlebnissen.

Blick von Mauna Loa auf Mauna Kea Zum Abschluss unseres Aufenthaltes auf Big Island steht eine Tour auf die beiden höchsten Berge, die 4000er Mauna Loa und Mauna Kea, auf dem Programm. Das bedeutet viel Fahrerei, aber die lohnt sich. Wir fahren wieder durch endlose Lavafelder in allen Schwarz-, Braun- und Grau-Tönen und aller Altersstufen. Die Schildvulkane steigen so sachte an, dass wir kaum merken, wie wir immer höher gelangen. Mittagspause ist auf 3600 Metern auf dem Mauna Loa, wo Christine und ich in der Sonne auf warmen Lavafelsen mit großem Vergnügen eine köstliche Ananas verspeisen in gigantischer Kulisse: Vor uns der Blick auf den gegenüberliegenden Mauna Kea mit dem Observatorium, unter uns der Sattel zwischen den Vulkanen mit den Lavafeldern in changierenden Brauntönen, alles Tiefere liegt unter einer Wolkendecke wie geschlagene Sahne, aus der nur noch ein kleiner Vorberg herausschaut.

Zum Sonnenuntergang fahren wir auf den Mauna Kea. Gemessen vom Fuß 5000 Meter unter dem Meeresspiegel bis zum Gipfel in 4200 Metern Höhe ist dies der höchste Berg der Erde. Natürlich laufen wir noch das kleine Stück vom Observatorium zum Gipfel. Es windet gewaltig und ist eisig kalt. Trotzdem harre ich draußen am Observatorium aus, bis die Sonne ganz im Wolkenmeer versunken ist. Lustig sind all die Autos und Busse, die Unmengen von Schaulustigen, vor allem Japaner, bergen oder auch für ein kurzes Erinnerungsfoto ausspucken. Im Dunkeln kehren wir auf unseren Campingplatz zurück. Viel zu schnell ist die Zeit im Volcanoes National Park vergangen, aber wir nehmen grandiose Eindrücke mit.

Kauai - die Garteninsel

Napali-Küste Heute verlagern wir nach Kauai, der ältesten und grünsten der Inseln, weshalb sie auch Garteninsel genannt wird. Wir schlagen unsere Zelte auf einem schönen Grasplatz direkt am Meer auf. Durch die Bäume blicken wir auf eine prächtige Brandung hinter dem kleinen schützenden Korallenriff. Das Meer singt uns wieder in den Schlaf. Der nächste Tag bring einen der Höhepunkt der Reise, die Wanderung entlang der Napali-Küste. Die Fahrt dorthin führt durch ein grünes Tal mit Taro-Feldern und kleinen dunkelgrünen Flussläufen mit üppigst bewachsenen Ufern. Die kleine Straße ist kurvig und immer wieder einspurig, wo malerische Holzbrücken über kleine Flüsse und Lagunen führen. Schöne Einfamilienhäuser, alle mit prachtvoll grünen Gärten säumen die Straße, bis diese an einem Strand endet. Hier beginnt der berühmte Napali-Trail. Meeresfarbe an der Napali-Küste Steil bergauf geht es durch üppige tropische Vegetation bis der Weg oberhalb der senkrecht abfallenden Felsen eine schmale Trasse findet. Er folgt den starken Zerklüftungen und tiefen Einschnitten, hinab zu Flussdurchquerungen und wieder hinauf in schwindelnde Höhen. Überall ist das Donnern der Brecher zu hören, die sich tief unter uns an dem schwarzen Fels brechen. Der Blick hinab taucht hinter dem grellen Grün in das Türkis-Blau des Pazifiks ein. Über uns ragen die Steilwände noch ein paar hundert Meter empor, bis sie in bizarren Zacken enden. Immer wieder ergeben sich auf den vorspringenden Nasen atemberaubende Blicke auf die Küstenlinie mit den hintereinander ins Meer ragenden Felsvorsprüngen, davor bedeckt die starke Brandung das Meer mit gleißender Gischt. Auf dem Weg in eines der Täler wechselt die Vegetation, faszinierend die dicken Horste von hochgeschossenem armdicken Bambus.

Nach ein paar Flussquerungen sind wir am Ziel. Ein Wasserfall stürzt im Halbrund am Ende des Tals über 100 Meter in die Tiefe. Der Weg zurück bietet wieder großartige Blicke, schade dass wir so schnell wieder am Auto sind. Ein erfrischendes Bad und Aufwärmen in der Nachmittagssonne beschließen unseren Ausflug. Der nächste Tag wird eingenommen vom Verlegen unseres Zeltlagers in den Süden und Einkaufen für die nächsten Tage. Öde Fahrerei, aber zu Schluß lohnt es uns der wunderschöne Zeltplatz in den Dünen eines endlos langen Sandstrandes des Polihale State Park, eingerahmt von den wildromantischen rotbraunen Lavaklippen des anderen Endes der Napali-Küste.

Blick hinab auf die Napali-Küste Polihale ist unser Ausgangspunkt für die nächsten beiden Wandertage in die Alakai-Sümpfe und den Waimea-Canyon. Heute ist unser Ziel das Alakai-Sumpfgebiet unterhalb des Mauna Waialeale, dem regenreichsten Ort der Erde mit 12 Metern Niederschlag im Jahr. Was hätte die kleine kurvige Straße hinauf ins Gebirge mit dem Motorrad Laune gemacht! Kurve um Kurve winden wir uns höher hinauf bis zum Ausgangspunkt des Trails zum Alakai-Sumpfgebiet auf 1200 Metern Höhe. Ich hatte mich schon sehr auf die interessante Vegetation im Sumpf gefreut. Im Alakai-Sumpf Nicht gerechnet hatte ich mit den faszinierenden Blicken von oben auf die Napali-Küste. Die erste Wegstrecke führt genau entlang des scharfen Grates der Küste, so dass sich zur Linken immer wieder atemberaubende Blicke hinab auftun, während zur Rechten das Gelände allmählich zum Sumpf hin abfällt. Auch der tonige Weg hat einige interessante Passagen über erdfarbige Natursteige zu bieten, insbesondere wohl bei Nässe, während im Sumpf dann der größte Teil des Weges geplackt ist. Aber das Wetter meint es gut mit uns und beschert uns Trockenheit und gute Sicht. Im Regen wäre der Weg wirklich extrem rutschig geworden, so ist er aber mit etwas Konzentration gut zu meistern. Der Sumpf erscheint mir erstaunlich trocken. Ich bewundere die Vielfalt der Farne und das Pittoreske der zahlreichen kahlen Bäume und umgestürzten Baumstämme, besiedelt von unbekannten Pflanzengemeinschaften. Zurück wieder über die herrliche Straße hinab über die Scheitel der Höhenrücken, ans Meer nach Polihale, wo wir den Tag mit einem herrlichen Bad in der Brandung beenden. Nachts wölbt sich ein wunderschöner Sternenhimmel über uns mit Milchstraße und vor allem Orion, ein herrlicher Heilig-Abend.

Waimea Overlook Wieder geht es die tolle Motorradstrecke hinauf ins Gebirge. Diesmal steht eine Wanderung am Waimea Canyon auf dem Programm. Schon gestern hatten wir bei gleichem strahlenden Wetter einen Blick hinein geworfen: Ein mehrere hundert Meter tief eingefressener Canyon mit verzweigten Seitentälern in kraftvollen Farben: Unter steilen braun bis rot changierenden Lavaklippen und in tiefen Flussrinnen leuchten grünscheckige Vegetationsflecken. Ein großartiger Anblick und die Bezeichnung Grand Canyon des Pazifiks drängt sich förmlich auf. Unser weg läuft zunächst am Rand des Canyons entlang. Immer wieder eröffnen sich faszinierende Perspektiven in den Canyon. Die zweite Wegstrecke führt durch den Wald, dichte abwechslungsreiche Vegetation um uns und hier und da fühlen wir uns an den Film Jurassic Park erinnert, welcher ja tatsächlich nur ein Tal weiter gedreht worden ist. Immer wieder überraschen blühende Sträucher oder ein betörender Duft. Lichte Waldstrecken wechseln mit dunklen Passagen durch dichten Bewuchs von halbhohen Bäumen mit dunkelgrünem glänzenden Laub. Noch ein Blick zurück in den Canyon zum Abschied und es geht wieder hinab zum Zeltplatz und Strand.

Kauai von oben Mein ganz persönlicher Kauai-Höhepunkt ist der für heute geplante Helikopterflug. Die Vorfreude und auch ein bisschen die Aufregung - es ist immerhin mein erster Hubschrauberflug, und dieser hat nicht mal Türen - lassen mich unruhig schlafen. Die unzähligen verwilderten Haushähne auf und um den Campingplatz tun das ihre: Ab 2:30 in der Nacht beginnen sie zu krähen, ab 4:00 erschallt nahezu ununterbrochen ihr zigfaches Kikeriki um uns herum, das erst mit Anbruch des Morgens um 7:00 allmählich verebbt. Dann geht es auch schon los, noch rasch das Safty-Video am Flugplatz anschauen, dann steigen wir in die Maschine, 2 vorne neben den Piloten, 2 hinten. Ich habe den Platz vorne rechts erwischt, direkt neben der nicht existierenden Tür, bei der Enge ein Gefühl, als säße ich mit dem halben Hintern in der Luft, zum Glück bin ich gut angeschnallt.

Napali - Detail Nach dem Start verliert sich meine Anspannung schnell, ich genieße das unmittelbare Fluggefühl, das die freie Sicht auf die grandiose Landschaft unter uns und der teils heftige Wind um meine Nase mir geben und halte die am Handgelenk gesicherte Kamera fest und schussbereit, nur Motorradfahren ist schöner. Wir fliegen durch den Waimea-Canyon, den wir tags zuvor erwandert haben und über und entlang der Napali-Küste. Der Pilot zeigt uns dieses einzigartige Naturschauspiel aus allen Perspektiven. Wir fliegen über die messerscharfen Grate zwischen den Tälern, hinein in die tiefen Einschnitte und zu den Wasserfällen an den Talenden, hinaus aufs Meer um das Panorama in der Totalen genießen zu können. Immer wieder dreht der Pilot auf der Stelle, um alle in den Genuß der idealen Perspektive gelangen zu lassen. Über die Strände fliegen wir wieder hinein ins Gebirge, durch das Tal in dem Jurassic Park gedreht wurde, über den höchsten Berg, von dem sich bei Regen Hunderte von Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Wir haben das große Glück, all dies bei wolkenlosem Himmel und prachtvollster Sicht zu genießen, was - wie der Pilot uns versichert - nur an etwa zwanzig Tagen im Jahr der Fall ist. Total begeistert vom Flug landen wir nach einer Stunde wieder, mit genügend Eindrücken für den ruhevollen Tag am Stand mit Waschen, Baden, Lesen, Relaxen.

Maui - wo das Haus der Sonne liegt

Blick vom Parkeingang auf Maui mit Nachbarinseln Beim Verlegen nach Maui das übliche Programm: Aufstehen, Abbauen, Einladen, Frühstück am Flughafen, Flug mit Zwischenstopp Honolulu, Wagen holen, Einladen, Einkaufen. Beim Anflug auf Maui haben wir den Haleakala hoch aus den Wolken frei herausragen sehen. Also fahren wir trotz des schlechten Wetters hoch auf 2000 Meter und schlagen unsere Zelte in Hosmer Grove am Eingang des Nationalparks auf. Die Nacht ist kühl und regnerisch, der Morgen verhangen. Trotzdem fahren wir hoch zum Visitorcenter am Kraterrand um vor Ort die Wetterbedingungen und vor allem die Sicht zu prüfen. Wir haben Glück. Der Krater des Haleakala - das Haus der Sonne Trotz der dicken Wolkendecke ist der Krater des Haleakala, das „Haus der Sonne“, komplett frei. Ein gigantischer Anblick: Ein riesiger Krater von etwa 10 Kilometern Durchmesser mit Lavaflüssen und Aschekegeln verschiedener Höhe von schwarz über grau und braun bis rot changierend, umrahmt von den mehreren hundert Meter hohen steilen Kraterwänden, an zwei Stellen durchbrochen von breiten erstarrten Lavaströmen, die sich den Berg hinab in die Tiefe wälzen. Während wir in diese Mondlandschaft hinabwandern, fegen Wolkenfetzen über die Kraterwände und der Wind treibt Eisnadeln hinter uns her, gefrierender Regen aus den Wolken, die hinter uns in den Krater drücken. Aber die Sicht vor uns bleibt gut und die Lufttemperaturen steigen während der 900 Höhenmeter zum Kratergrund stetig an. Ich bin fasziniert von den Farben und Formen dieser unwirklichen Welt, in die ich eintauche und in mich aufnehme. Die Einsamkeit und Stille wird durch eine Schar kleine Hühnervögel unterbrochen, die plötzlich auf dem Weg erscheinen und vor mir herlaufen. Später sehe ich die ersten Silberschwerter, symmetrische, silbrig glänzende Kugel aus langen schmalen behaarten Blättern, eine Pflanze, die nur hier im Haleakala vorkommt.

Silversword Als ich auf dem Grund des Kraters angelangt bin, setzt ein vom Wind gepeitschter kalter Regen ein. Unverdrossen drehe ich noch die Runde zum Bottemless-Pit, wo mich die Farbe der ausgeworfenen Lava begeistert: Grelles Gelb über Orange, Rot bis Violett, Braun und Schwarz. Nach der Umrundung von zwei hohen Aschekegeln und dem Queren eines braun-schwarzen Lavaflusses wechselt die Landschaft am Rande des Kraters. Aus einer Wiese steigt die Felswand des Kraterrandes steil empor, üppig mit Buschwerk und Farnen bewachsen. Während sich der Weg in die Höhe windet, kommt die Sonne hervor und beleuchtet die wechselnden Perspektiven auf den Krater, die sich mir hinter jeder Biegung immer wieder neu bieten. Ein letzter Blick am Grat hinab in das "Haus der Sonne", wie der Haleakala auch genannt wird, dann eröffnet sich auf der anderen Seite der Blick auf das unter mir liegende Maui und die Nachbarinseln, eingebettet in blaues Meer und wunderschöne Wolkenformationen. Auf dem Weg zurück ins Camp genieße ich dieses Panorama, während um mich herum immer wieder das Schnattern der Nenes, der endemischen hawaiischen Gänse, zu hören ist. Hoch zufrieden erreiche ich den Campground, erfüllt von den grandiosen Bildern und Eindrücken dieser Wanderung. Nachts braust der Gipfelsturm über uns hinweg. Ich liege lange wach und lausche dem Tosen hoch über uns, laut wie die Brandung am Meer.

Der nächste Tag ist ein Fahrtag, aber auf was für einer Straße! Wir fahren die "Highway to Hana", eine kleine Küstenstrasse mit vielen einspurigen Schmalstellen und unzähligen engen und engsten Kurven. Wasserfall Über 50 Kilometer schlängelt sich die Straße die Nordostküste entlang durch üppigsten Regenwald: Riesiger Bambus, große Bäume, den Stamm von Philodendren bis in hoch hinauf umschlungen. Die Kronen von großblütigen Tulpenbäume setzen schwebende rote Akzente über der dichten grünen Vegetation. Eine tolle Motorradstrecke, wäre da nicht der Regen und der teils starke Wind, der Laub und auch große Äste auf die Fahrbahn geschleudert hat, und das Überholverbot, das auf der gesamten Strecke gilt. Hinter Hana schlagen wir unsere Zelte bei den "Seven Pools" auf. Das Tageslicht reicht gerade noch für eine kurze Wanderung zum Wasserfall, zu der sich Christine und ich aufmachen. Mehr als der Wasserfall beeindruckt uns der Weg dorthin, vor allem die Passage durch den Bambuswald. Dicht an dicht stehen hier die mehrere Meter hohen grünen Bambusstangen, hoch über uns schließt das Laub die schmale Schneise und hüllt den Weg darunter in geheimnissvolles Dunkel. Wunderschön auch der Banyan mit einem mächtigen Stamm in der Mitte, der dicke, weit ausladende Äste waagerecht nach allen Seiten ausstreckt. Das Bad in den Pools holen wir am nächsten Morgen nach. Und schon geht es weiter an der Küste entlang, über die "verbotene Straße", Verboten, weil sie immer schlechter wird, teilweise mutiert sie zur Piste, das mögen die Autovermietungen natürlich nicht. Die tropische Vegetation wird spärlicher und wir gelangen an die trockene Südwest-Küste, Grasland für Rinderzucht, teils noch zu erkennen die großen Lavaströme, die sich hier früher ins Meer gewälzt haben.

Lanai - die Regenreiche zum Abschluss

Wasser Vom touristischen aber ganz netten Lahaina, einer alten Walfängerstadt mit einem prachtvollen 130-jährigen Banyan, setzen wir über nach Lanai, um dort den Urlaub mit zwei Strandtagen und Baden, Schnorcheln, Lesen, Relaxen ausklingen zu lassen. Leider ist das Wetter nicht eben ideal, die Sonne will sich nicht zeigen, zum Glück hält sich auch der Regen im wesentlichen zurück. Bis auf unseren Abreisetag: Zum Frühstück tröpfelt ist, Christine und ich nehmen in zunehmendem Regen ein letztes wunderschönes Bad in den immer höher werdenden Wogen. Es regnet stärker und stärker und als wir die Zelte dann abbauen müssen um noch die Fähre zu erreichen, gießt es in Strömen. Aber es hilft nichts, wir bauen in kurzen Hosen mit Regenjacke oder gleich im Badeanzug die Zelte ab, klatschnass wie sie sind. Im heftigem Regen wird das Gepäck auf einen Pickup geschmissen, wir laufen zum Hafen, laden wieder aus und haben uns glücklich dort mit allen unseren sieben Sachen unter das große Dach eines Pavillons gerettet. Dort sitzen wir und tropfen, während der Regen noch zunimmt und Wind einsetzt. Der Betreiber des Pavillons erbarmt sich unserer tropfenden Schar und offeriert uns Getränke und einen warmen Imbiss. Derweil strömt der Regen, eine Straße verwandelt sich in einen rostroten Fluß, der das Wasser im Hafenbecken zu einer rotbraunen Brühe werden lässt, ein Vorhang von Wasserfällen stürzt von der Lavaklippe gegenüber des Hafens. Die kleine Fähre hat sich nach Lanai durchgekämpft, aber der Kapitän will nicht wieder los bei dem Wetter, nicht für zwei Millionen Dollar wie er uns versichert. Am späten Nachmittag wird klar dass die Fähre heute nicht mehr fahren wird. Nach einem Abend ohne was zu Essen mit unserem letzten Bier und Wein, rollen wir unsere Matten und Schlafsäcke aus und verbringen eine unruhige Nacht auf den großen Tischen des Pavillions statt in dem gebuchten Hotel in Lahaina.

Am Morgen regnet es immer noch, aber das Meer ist ruhiger und der Kapitän ist bereit zu fahren. Nach der einstündigen Überfahrt, bei der es immer noch gehörig schaukelt, können wir unsere Hotelzimmer gerade noch zu einer Dusche aufsuchen. Ich tue es aus Höflichkeit gegenüber den anderen Reisenden im Flugzeug, aber es ist mir kein Lustgewinn, ich hatte die letzten 24 Stunden Wasser genug. Nach einem verregneten Nachmittag in Lahaina und einem gemeinsamen Abschiedsessen geht es auch schon zum Flughafen, Nachtflug nach Vancouver, den Tag vertrödeln am Flughafen, Nachtflug nach Frankfurt, Zug nach München und die Heimat hat mich wieder.


Roundup: Tips und Links

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